So kurz die Diskografie der Aachener mit lediglich drei Langeisen seit ihrer Gründung mittels Alexander von Meilenwald und Gitarrist "Zorn" anno 1993 auch sein mag - so selten war sie gleichsam irgendwann derartig Gänsehaut- wie Respekt-einflössend. Denn mit der Neuauflage von "Virus West" erweist uns eine der aussergewöhnlichsten als auch eigenständigsten Black Metal Formationen aus den heimatlichen Gefilden nochmals ihre letzte Ehre. Jeder Silberling eine Neuerfindung - eine Konversion von Vergangenem und nichtsdestotrotz thront über jedem der mächtigen Kompositionen allzeit die unverkennbare Handschrift der Deutschen.

War die Grundstimmung auf dem Überwerk "Hünengrab im Herbst" noch mystisch-verklärt, brillierte das Retrospektive, von elektronischen Experimenten durchflutete, "Srontgorrth" dahingegen insbesondere vermöge einmalig dicht-sphärischer Dimensionen. Doch wären Nagelfar nicht jene so innig geschätzte Band hätten sie sich nicht selbst auf dem vorliegenden, letzten Album von ihren bisher eingeschlagenen Pfaden entfernt und einen neuen Weg eingeschlagen. Die futuristischen Keyboards sind weg, ebenfalls der alte Sänger. Gut geschriebene, anspruchsvolle Lieder sind allerdings geblieben. Und so präsentiert sich die kongeniale Truppe nicht nur schneller, aggressiver und grimmig-roher, sondern ebenso den Anfangstagen des norwegischen Schwarzmetalls stärker den je huldigend, ohne ihr exquisites Gespür für faszinierende, niemals langweilig werdende, Zehnminütergranaten samt qualitativ hochwertigen wie auch ausschweifenden Texten einzubüßen. Knochenbrechende, höllischrastlose Drums, sägend-treibende Gitarren, typisch gepeinigt herausgeschriene Gesangslinien und von einer erhaben berstenden Kraft nur so strotzend, erweist sich jedes der sieben Stücke als ein kleines Meisterwerk für sich. Schleppend, aber dennoch bestimmt schlagen sie alles. Wahrlich jeder Tempowechsel, jedes Break sowie sämtliche Wendungen sitzen und entfalten ernsthafte Unmengen pulsierender, dunkelster Energie, welche den Hörer sowohl geistig mitkreischen, als auch alle Songs intensiv miterleben lassen. Einzig und allein der Gesang Zingultus, des neuen Mannes am Geschrei, welcher seinen Job zwar weitaus mehr als ordentlich macht und das Gekreische wie Gekrächze zweifellos wie kaum ein anderer Grandseigneur in diesem Genre beherrscht, lässt minimal zu wünschen übrig. Zu verzweifelt und hysterisch wusste Jander seine Sache einfach zu vermitteln.

Auf "Virus West" erschallen 62 Minuten erlesenster Schwarzmetallkunst, welche schlicht und ergreifend nicht hätten besser zelebriert werden können und mit welcher Nagelfar ein letztes Mal beweisen, was sie auszeichnet wie auch dermassen einzigartig gestaltet. So klingt Black Metal der absoluten Speerspitze, der obzwar infernaler Tempi, melodisch und abwechslungsreich bleibt. Wenngleich das frühzeitige Ableben dieser Combo ein tiefes Loch hinterlassen hat und jene nun ruhen möge, so wird ihr unerreichter Geist stets wachsam und ewig unsterblich bleiben!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Ván gbr

Veröffentlichung

2/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal